Was von ihr übrig blieb strahlt heute umso heller: Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße. Sie war einst die größte und bedeutendste Synagoge Deutschlands und heute nicht nur ein Ort, an dem das jüdische Leben praktiziert wird, sondern auch ein viel besuchter Touristenmagnet.
Schon vor 140 Jahren, bei einem der ersten Architekturwettbewerbe Berlins, gab es Probleme mit Jury-Entscheidungen. Da man sich auf keinen Preisträger einigen konnte, übernahm kurzerhand der Jury-Vorsitzende selbst den Bau: Eduard Knoblauch, der sich angesichts der vorherrschenden Stellung Schinkels im staatlichen Bauwesen 1830 als Privatarchitekt niedergelassen hatte – als Erster mit Erfolg. Die Synagoge wurde sein Hauptwerk und zugleich sein letzter Bau. Die Bauleitung übernahm nach seiner Erkrankung sein Freund August Stüler.
Jüdisches Leben in Berlin
Obwohl seit dem Mittelalter Juden in Berlin ansässig waren, wenn auch immer wieder verfolgt und im 16. Jahrhundert zeitweilig aus der Stadt und der gesamten Mark vertrieben, und obwohl 1671 offiziell die jüdische Gemeinde gegründet worden war, dauerte es doch bis ins 19. Jahrhundert, bis die Juden staatsbürgerlich den Christen gleichgestellt wurden. Seitdem war die Gemeinde stark angewachsen, und so entstand der Plan zu einer großen Hauptsynagoge, die mit ihren 3000 Sitzplätzen die größte in ganz Europa werden sollte.
Teilzerstörung in der Pogromnacht
In der Pogromnacht von einem beherzten Polizeimann und der Feuerwehr gerettet, wurde sie 1943 durch Bomben zerstört. Die Ruine der großen Synagoge wurde 1970 abgetragen, der Vorderbau wurde in den 1990er Jahren wiederhergestellt.
Architektur der Neuen Synagoge
Die in die Straßenflucht einbezogene Fassade wird überragt von der stattlichen, auf einem Tambour aufsitzenden Kuppel, die mit einemmaurischen, vergoldeten Rippennetz überzogen ist. Die Eingangswand springt hinter zwei Turmbauten zurück, deren Aufsätze mit der großen Kuppel korrespondieren. Die durch farbige Ziegelstreifen horizontal gegliederte Fassade zeigt orientalische Motive – die Eingangsarkaden sind Motiven der Alhambra genau nachgebildet.Über die beiden Seiteneingänge war einst die obere Frauenempore zugänglich. Durch die drei mittleren Portale betritt man das runde Vestibül, das Knoblauch geschickt als Gelenk für die nach rechts abknickende Grundstücksachse einsetzte. Es schlossen sich der querrechteckige Vorsaal mit Garderobe, die Vorsynagoge für den täglichen Gottesdienst und schließlich längsrechteckig die Hauptsynagoge an. Hier war der Deckenaufbau fünfteilig: Eisenbinder trugen die seitlichen Emporen und die sie überfangenden Quertonnen. Darüber erhoben sich zur Mitte hin erneut Quertonnen, der Mittelgang wurde von Kuppeln überwölbt.
Heute ist der Altbau, in dem wechselnde Ausstellungen gezeigt werden, mit dem rechts benachbarten Neubau zum Centrum Judaicum zusammengefasst.
Adresse: Oranienburger Straße 2810117 Berlin