Nach einem Gewinneinbruch im Corona-Jahr will ProSiebenSat.1 2021 wieder wachsen und setzt auf Impulse nicht nur aus dem Fernsehgeschäft: Dating- und Flirtportale sollen für Wachstum sorgen.
Dank anziehender Werbeeinnahmen soll es schon bald spürbar bergauf gehen. „Wir sind sehr optimistisch, dass ProSiebenSat.1 in diesem Jahr zu einem Umsatz- und Ergebniswachstum zurückkehren wird“, sagte Vorstandssprecher Rainer Beaujean am Donnerstag bei der virtuellen Bilanz-Pressekonferenz. Demnach soll der operative Gewinn auf 720 bis 780 Millionen Euro steigen, nach 706 Millionen Euro 2020. Der Umsatz soll um zwischen zwei und sieben Prozent klettern. Der Ausblick wurde an der Börse als zu vorsichtig bemängelt, ProSieben war mit minus sechs Prozent der größte Verlierer im Aktienindex MDax.
Trotz Annäherungsversuchen von Mediaset und RTL sieht sich ProSiebenSat.1 stark genug auf eigenen Beinen. Man sei mit dem italienischen Großaktionär Mediaset nicht in Gesprächen über ein näheres Zusammengehen, sagte Beaujean. „Wir kommen sehr gut klar.“ ProSieben sei bestens aufgestellt und fokussiere sich auf die Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz.
Beaujean reagierte auch gelassen auf Äußerungen von RTL-Chef Thomas Rabe. Dieser hatte in einem Interview gesagt, er könne sich bei einem Einlenken der Kartellämter eine Übernahme von ProSiebenSat.1 vorstellen. Das habe er zwar gelesen, sagte Beaujean. Aber es gebe keine Gespräche. „Das hat keinen Wert – bis zu dem Moment, wo tatsächlich jemand mal sagt: ‚Okay, das habe ich vor und so sieht das aus‘.“ Dennoch kooperiere man mit RTL und Mediaset und biete weitere Zusammenarbeit an. Die Italiener seien sehr zufriedene Aktionäre.
PROSIEBENSAT.1 SETZT AUF GESCHÄFT MIT LIEBE UND FLIRTEN
ProSiebenSat.1 ist laut Beaujean besser durch die Krise gekommen als andere Medienfirmen, weil man breiter aufgestellt sei. Diesen Weg werde man fortsetzen. „Für langfristigen Erfolg müssen wir uns diversifizierter aufstellen und so unabhängiger von klassischen TV-Werbeeinnahmen werden“, sagte Beaujean. Lag der Anteil am Gesamtumsatz hier 2010 noch bei 85 Prozent, waren es 2020 nur noch 48 Prozent. Hier setzt der Konzernchef auf das Geschäft mit Partnersuche und Flirten. „Dating ist Kern unserer Strategie.“ Das Segment ParshipMeet Group habe sich positiv entwickelt und sei 2020 organisch um elf Prozent gewachsen. ProSieben will das Dating-Geschäft 2022 an die Börse bringen, aber die Mehrheit behalten. Der Gang auf das Parkett wäre eine Chance für Co-Investor General Atlantic auszusteigen.
Beaujean bekräftigte, dass ProSieben bei allen Beteiligungen genau prüfe, ob man für den nächsten Wachstumsschritt noch der beste Eigentümer sei. Zur Zukunft der Online-Kosmetik-Tochter Flaconi sagte er, bei einer weiteren Internationalisierung gebe es viel Wachstumspotenzial. Auf lange Sicht sei das Unternehmen für ProSiebenSat.1 wohl nicht mehr „das beste Asset“. ProSieben will einem Insider zufolge Flaconi verkaufen und hat bereits mehrere Interessenten an der Hand, darunter den Online-Modehändler Zalando und die Parfümeriekette Douglas. Der Flaconi-Umsatz stieg 2020 um 48 Prozent.
Im Schlussquartal steigerte der Konzern den Gewinn (bereinigtes Ebitda) um zwölf Prozent auf 377 Millionen Euro und machte elf Prozent mehr Umsatz. Vor allem das Werbegeschäft, das beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 noch um 37 Prozent eingebrochen war, legte im für ProSiebenSat.1 so wichtigen Schlussquartal um drei Prozent zu. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,49 Euro je Aktie bekommen, nachdem die Ausschüttung im Corona-Jahr ausgefallen war.
(Quelle:Reuters)