Einen Pokalfight der absoluten Extraklasse boten die BR Volleys und die SVG Lüneburg den 4.187 Zuschauern am Donnerstagabend in der Max-Schmeling-Halle. Am Ende des begeisternden Volleyballspiels setzten sich die gastgebenden Berliner hauchdünn mit 3:2 (25:22, 22:25, 22:25, 25:23, 27:25) durch. Im Halbfinale wurde den Hauptstädtern um den MVP des Abends, Außenangreifer Cody Kessel, anschließend ein Auswärtsspiel bei den Helios Grizzlys Giesen zugelost.
Auch in diesem DVV-Pokal-Viertelfinale musste Lucio Oro seinen Cheftrainer Cedric Enard vertreten, der mit einer COVID19-Infektion zum Zuschauen von zuhause verdammt war. Die emotionale Achterbahnfahrt sah der Cheftrainer also im Bounce House auf Twitch und selbstbewusste Lüneburger vom Start weg mit großer Angriffslust aufspielen. Die Block-Feldabwehr der Niedersachsen stellte die Berliner in ihrer Arena vor große Herausforderungen. Im ersten Satz war es direkt ein offenes Duell (15:16), dem erst gute Aufschläge von Zuspieler Johannes Tille den Impuls zugunsten der BR Volleys gab (21:18). Lukas Maase setzte sein Service zur 1:0-Satzführung ins Aus (25:22).
Anderes Bild in Durchgang zwei: Die Hausherren liefen früh einem Rückstand hinterher (2:7), konnten die Lüneburger aber abfangen (9:9). Die Blockstärke der Mannschaft von Trainer Stefan Hübner wurde aber immer relevanter (13:15) und der auffällige Colton Cowell machte die Bigpoints in der Crunchtime (17:21). So glich Lüneburg nach Sätzen aus (22:25) und knüpfte im nächsten Spielabschnitt nahtlos an. Schnell gerieten die Hauptstädter erneut ins Hintertreffen (3:7) und musste sich mit ihrem Publikum im Rücken mächtig Strecken. Neuzugang Arash Dosanjh kam bei 17:20 zu seinem Debüteinsatz, konnte aber diesem Durchgang keine Wende geben. Timothée Carle schlug in den Block der SVG (22:25) und wurde zum Start von Satz vier durch Cody Kessel ersetzt. Dieser Kniff von Oro sollte sich auszahlen. Der US-Amerikaner wurde zum wichtigen Faktor, punktete konstant und gab den BR Volleys neue Sicherheit (8:4, 18:12). Obwohl Marek Sotola nun ebenfalls voll auf der Höhe war und hochprozentig punktete, kam Lüneburg nach Aufschlagserie von Lukas Maase noch einem gefährlich nah (23:22). Cowell suchte jedoch vergeblich die Berliner Blockfinger und so stand es 2:2 (25:23).
War das Spiel bis dahin schon beste Unterhaltung, setzte der Tiebreak dem Pokalabend das i-Tüpfelchen auf. Das Heimteam um den ebenfalls starken Kapitän Ruben Schott legte vor (7:4), aber der Vorjahresfinalist konnte antworten (7:8). Den ersten Matchball sollten sich die Männer in Orange erarbeiten (14:13). Insgesamt elf weitere sollten in einer hochklassigen Schlussphase folgen. Zwischendurch hatten auch die Gäste eine Breakchance auf den Sieg, aber letztlich setzte Lukas Maase den Ball in Aus (27:25). Damit konnten sich die Berliner um den späteren MVP Cody Kessel für ihr großes Kämpferherz belohnen und waren der glückliche Sieger zweier starker Mannschaften. Direkt im Anschluss bescherte die deutsche Vizemeisterin im Beachvolleyball, Sandra Ittlinger, den BR Volleys ein Auswärtsspiel bei den Helios Grizzlys Giesen. Im anderen Halbfinale empfängt Düren Friedrichshafen. Spieltermin ist voraussichtlich der 21. Dezember.
Stimmen zum Spiel
Cody Kessel: „Ich bin ein bisschen überwältigt von meinen Emotionen und mir fehlen die Worte zu diesem Spiel. Es war wie schon in der Bundesliga und noch besser, einfach ein großartiges Match und bestes Entertainment. Der Satz `Das Spiel hat keinen Sieger verdient` hat es selten besser getroffen. Irgendwie leide ich mit Lüneburg, weil ich dem Verein viel zu verdanken habe und ohne die Leute dort auch heute nicht so hier stehen würde. Gleichzeitig bin ich natürlich total glücklich und stolz auf das Team.“
Johannes Tille: „In der letzten Saison bin ich mit Herrsching gegen die Netzhoppers mit 25:27 im Tiebreak ausgeschieden. Diesmal auf der Gewinnerseite zu stehen, ist ein tolles Gefühl. Lüneburg hat unheimlich stark Block-Abwehr gespielt und wir brauchten auch das Quäntchen Glück heute. Spätestens im Tiebreak der Verlängerung war es ein absolutes 50:50-Match. Es herrschte eine geniale Energie in der Arena und ich bin einfach froh, dass wir es irgendwie gepackt haben. Giesen auswärts ist nun sicher kein schlechtes Los für uns. Aber wir werden in dieses Halbfinale nach einer langen Reise nach Friedrichshafen kurz vor Weihnachten gehen. Auch da müssen wir mit vollem Fokus agieren, wenn wir nach Mannheim wollen.“
BR Volleys Formation
Timothée Carle + Ruben Schott (AA), Anton Brehme + Nehemiah Mote (MB), Johannes Tille (Z), Marek Sotola (D) und Satoshi Tsuiki (L) | Eingewechselt: Cody Kessel, Antti Ronkainen, Arash Dosanj
Topwerte
Sotola 25 Punkte | Schott 23 Punkte, 2 Asse | Brehme 13 Punkte, 75 % Angriff | Kessel 11 Punkte