Ein Hauch vonChampions-League-Magie

Nov 9, 2022

Der Champions-League-Start der BR Volleys wurde ein Spiel der Nerven. Nachdem die Berliner gegen den lange Zeit auftrumpfenden bulgarischen Meister Hebar Pazardzhik bereits kurz vor der Auftaktniederlage standen, gelang vor 3.876 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle noch eine spektakuläre Wende. Am Ende eines emotionalen Abends blieben dank des 3:2 Erfolgs (23:25, 23:25, 25:17, 28:26, 15:12) zwei Punkte in der Hauptstadt.

Für diesen ersten Auftritt in der Königsklasse, der ganze zweieinhalb Stunden dauern sollte, krempelte Coach Cedric Enard seine Startaufstellung gegenüber dem klaren Erfolg beim Zweitligisten Blue Volleys Gotha im DVV-Pokal auf links. Auch Ruben Schott meldete sich wieder fit und so startete der Deutscher Meister in Bestbesetzung in den Wettbewerb. Hebar Pazardzhik stellte sich direkt als erwartet unangenehmer Auftaktgegner heraus und forderte die Berliner wie noch kein Kontrahent in dieser Spielzeit zuvor. Gleich dreimal wehrte der Ex-Häfler Simon Hirsch gegen Marek Sotola ab und so griff Enard früh zur ersten Auszeit (2:6). Die Berliner bekamen zwar in der Folge mehr Sicherheit in ihr eigenes Spiel, aber noch keinen Zugriff auf das Sideout der selbstbewussten Bulgaren (6:11). Mit dem Ass exakt zwischen Satoshi Tsuiki und Timothée Carle setzte Hebars Kapitän Yosifov den nächsten Nadelstich (11:17) und insgesamt präsentierte sich die Berliner Annahme noch nicht in Champions-League-Verfassung (18:22). Der eingewechselte Antti Ronkainen lieferte zwar ebenso ein Ass wie Carle, aber der Italiener Massari sicherte den Gästen den ersten Durchgang (23:25).

Der positive Effekt des Endes von Satz eins: Die Berliner waren nun im Spiel und verschliefen nicht noch eine Anfangsphase. Nach Block von Nehemiah Mote stand es schnell 8:5 und Enards Schützlinge wähnten sich mit besserem Angriffsspiel auf einem guten Weg (16:14). Doch Pazardzhik steckte nicht auf und den BR Volleys unterliefen zu leichte Fehler (17:20). Wieder kämpfte sich der Tabellenführer der Bundesliga heran (21:21), aber die erfahrenen Bulgaren bewiesen die nötige Ruhe. Erneut erzielte Massari nervenstark den letzten Punkt des Satzes (23:25).

So musste – wie in früheren Jahren schon mehrfach gesehen und gehört – erst Torsten Hannusch, Inhaber des „Partner des Spieltags“ GIG, im Satzpausen-Interview ein Fünf-Satz-Match prophezeien, um die Aufholjagd der BR Volleys einzuleiten. Erneut sammelten die Männer in Orange früh Breakpunkte in Satz drei (9:6). Hebar blieb am Aufschlag jedoch bis dato das bessere Team und so ersetzte Enard den in diesem Element glücklosen Anton Brehme durch Saso Stalekar. Ruben Schotts und Sotolas Ass belegten, dass sich das Momentum allmählich verschob (19:15, 23:17). So verkürzten die Hausherren auf 1:2 (25:17).

Nun wurde es dramatisch im Volleyballtempel. Hebar-Zuspieler Dimitrov drückte dem Spiel seinen Stempel auf und schmetterte die Bulgaren höchstselbst in Front (12:15). Im Block und Angriff konnten die Gäste von Trainer Camillo Placi noch einmal den Druck erhöhen und das Heimteam stand jetzt mit dem Rücken zur Wand (16:20). Pazardzhik war bereits fast im Ziel (22:24), aber Motes Einer-Block hielt die BR Volleys irgendwie im Match (24:24). Auch beim nächsten Ball hatte der Australier entscheidend seine Finger im Spiel und der Vorteil wanderte über das Netz zu Trinidad & Co. Ein rausgepfiffenes Zuspiel von Hirsch ließ den Viertelfinalisten des letzten Jahres auf 2:2 nach Sätzen stellen (28:26).

Im Tiebreak wurde es dann endgültig hochemotional. Zwei Asse des Topscorers und MVPs Tim Carle brachten die kämpfenden Bulgaren ins Wanken (7:5), die aber noch weit davon entfernt waren, zu fallen (13:12). Erst der insgesamt 15. Breakpunkt des immer stärker werdenden Sotola brachte den umjubelten Matchgewinn (15:12). Das Ass des Tschechen bescherte den Berlinern in einem verloren geglaubten Spiel somit den ersten Sieg und zwei wertvolle Punkte zum Start in die Königsklasse.

Stimmen zum Spiel
Cedric Enard: „Ich habe dem Team gesagt, dass wir den Glauben nicht verlieren dürfen. Wir haben die ersten zwei Sätze nicht das gespielt, was es auf diesem Niveau braucht. Auch hatte ich vorher vor dieser “Falle” gewarnt, dass dort drüben ein Gegner steht, dessen Name auf dem Papier vielleicht nicht der größte ist, aber dort unheimlich erfahrene und gute Spieler im Kader sind. Das haben sie gezeigt und sich überhaupt nicht von der Atmosphäre hier unter Druck setzen lassen. Punkt für Punkt konnten wir das Match drehen. Dieses neue Team muss an seinen Aufgaben noch wachsen und das ist ihm heute im Verlauf dieses ersten Champions-League-Spiels gelungen. Darüber bin ich sehr glücklich.”

Angel Trinidad: „Dieses Spiel und das Ergebnis schmecken wirklich süß. Nicht nur wegen des ersten Sieges in dieser Champions-League-Saison, sondern vor allem, weil es von Anfang an kein leichter Tag für uns war. Wir haben wahrscheinlich nicht das Spiel gespielt, zu dem wir in der Lage sind. Es ist ein gutes Zeichen für uns, dass wir als Mannschaft zurückkommen und ein so intensives Spiel bis zum erfolgreichen Ende durchkämpfen können.“

BR Volleys Formation
Ruben Schott + Timothée Carle (AA), Anton Brehme + Nehemiah Mote (MB), Angel Trinidad (Z), Marek Sotola (D) und Satoshi Tsuiki (L) | Eingewechselt: Antti Ronkainen, Johannes Tille, Saso Stalekar, Cody Kessel

Topwerte
Carle 27 Punkte, 4 Asse | Sotola 25 Punkte, 4 Asse, 3 Blocks, 15 Breakpunkte | Mote 13 Punkte, 92 % Angriffsquote, 2 Blocks | Trinidad 3 Blocks

Nächste Heimspiele
12. Nov | 17.30 Uhr | BR Volleys vs. Helios Grizzlys Giesen (Bundesliga)
24. Nov | 19.30 Uhr | BR Volleys vs. SVG Lüneburg (DVV-Pokal)

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