Eiskalt erwischt

Feb 8, 2023

Nur 17 Grad in Turnhallen – Müssen Berliner Wahlhelfer bibbern?

Für die Spitzen-Kandidaten wird es eine Zitter-Wahl, für die Wahlhelfer etwa eine Bibber-Wahl? Grund: Viele Turnhallen werden als Wahllokal genutzt, dort sind die Heizungen aber aktuell nur auf zu 17 Grad eingestellt.

Beim Landeswahlamt meldeten sich besorgte Wahlhelfer, die Angst vorm Frieren haben. Denn am Sonntag findet die Abstimmung auch in vielen Sporthallen statt – wegen der Energie-Krise gelten dort seit November nur noch Maximal-Temperaturen von 17 Grad.

Bei körperlicher Bewegung kein Problem, doch die Wahlhelfer fangen vor 8 Uhr morgens an, zählen ab 18 Uhr die Stimmzettel aus. Müssen sie also zwölf Stunden mit Mantel und Schal in den Hallen sitzen, neben sich eine Thermoskanne mit heißem Tee?

„Wir sind im Gespräch mit den Bezirken“, so Landeswahlleiter Stephan Bröchler (60) zur Redaktion. „Wir versuchen eine Lösung zu finden, damit nicht gefroren werden muss. Ich würde dafür plädieren, etwas höhere Temperaturen einzustellen, damit die Wahlvorstände auch gut arbeiten können.“ Bröchlers Ziel für die Wahllokale: wenigstens 19 Grad.

In Lichtenberg war die Bibber-Angst am Dienstag Thema in der Bezirksamt-Sitzung. „Natürlich denken wir auch daran, die Turnhallen Sonntag gut zu heizen“, so Vize-Bürgermeister Kevin Hönicke (38, SPD) zur Redaktion „Kein Wahlvorstand soll frieren.“

Auch in anderen Bezirken hat man die Bitte des Landeswahlleiters erhört. In Reinickendorf werden 28 Turnhallen als Wahllokale genutzt. „Diese werden am Wahltag auf 20 Grad geheizt werden“, verspricht Hauke Haverkamp, stellvertretender Bezirkswahlleiter.

Friedrichshain-Kreuzberg will in herunterregulierten Hallen die Heizkörperventile soweit aufdrehen, „dass die maximal mögliche Temperatur erreicht wird“. Auch in Steglitz-Zehlendorf wird Sonntag aufgedreht. Allerdings nur bis 22 Uhr – die Wahlhelfer müssen also schnell zählen…

Was Landeswahlleiter Bröchler den Wählern rät

► Briefwahl-Unterlagen sofort abschicken! Es soll zwar ausnahmsweise an allen Briefkästen am Sonnabend eine Leerung nach 16 Uhr geben, doch sicher ist sicher.

► Sonntag möglichst früh zum Wahllokal zu gehen, um Schlangen zu vermeiden.

Ärger gibt es um eine Entscheidung der Innenverwaltung zu den Wahlen für die Bezirksverordnetenversammlungen (BVV). Danach bleiben Bezirksbürgermeister und Stadträte auch im Amt, wenn es neue Mehrheiten gibt.

Ist die Stimmabgabe für die BVV dann nicht wertlos? Bröchler salomonisch: „Als Politikwissenschaftler hätte ich dazu eine klare Meinung, aber Landeswahlleiter muss ich mich leider zurückhalten.“

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