Wutrede im Parlament

Mrz 17, 2023

Alterspräsident Kurt Wansner rechnet mit der Hauptstadt ab.

Einfach nur eine simple Begrüßung und ein paar Protokoll-Formalitäten – das war mit Kurt Wansner (75) offenbar nicht zu machen. Am Donnerstag hielt der CDU-Politiker als Alterspräsident im Abgeordnetenhaus eine wahre Wut-Rede!

Das Landesparlament trat nach der Wiederholungswahl das erste Mal zusammen, als ältester Abgeordneter durfte Wansner die Sitzung eröffnen.

In seiner Rede rechnete er mit der Hauptstadt ab! Er ermahnte die Politiker: Kümmert euch endlich, löst ernsthaft die Probleme dieser Stadt.

Clans. Wansner: „Es muss uns doch interessieren, wenn gewisse kriminelle Großfamilien in Berlin ihre Raubzüge deutschlandweit planen. Und wenn junge Migranten ihre Clan-Größen in ihren Wohngegenden als ihre Vorbilder ansehen.“

Müll. Wansner: „Auf dem Weg ins Abgeordnetenhaus bin ich an Dreckbergen vorbeigefahren. Dieser wahllos weggeworfene Dreck ist in fast allen Straßenzügen Berlins vorhanden. Dazu kommen die massiven Verunreinigungen in Parkanlagen und auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Stadt, die viele Touristen aus aller Welt anzieht, kann sich nicht weiter unsauber präsentieren!“

Bürokratie. Wansner: „Die Bürger haben das Recht auf eine funktionierende Verwaltung. Wartezeiten von einigen Wochen und Monaten für dringend benötigte Unterlagen müssen der Vergangenheit angehören.“

Wohnungsnot. Wansner: „Wir können es uns nicht leisten, dass gut ausgebildete Menschen unsere Stadt verlassen.“ Er forderte, „ernsthaft den Wohnungsbau in Berlin voranzubringen“. Gerade jungen Menschen könne man nicht sagen „Ihr habt Pech gehabt“.

Bei den meisten Abgeordneten kam Wansners Attacke nicht gut an. Selbst in der CDU-Fraktion wurde nur verhalten geklatscht. „Die Rede war nicht angemessen“, so ein Unions-Abgeordneter. „Er ist sehr weit über das Ziel hinausgeschossen.“ Auch Fraktionschef Kai Wegner (50) kannte das Manuskript vorher nicht.

Vom möglichen Koalitionspartner SPD kommt Kritik: „Die Situation zu nutzen, um noch mal Zuspitzungen aus dem Wahlkampf zu holen, war schlechter Stil“, so Tamara Lüdke (32).

Bahar Haghanipour (39, Grüne): „Die Eröffnungsrede sollte keine Plattform für parteipolitische Botschaften sein.“ Linke-Fraktionschefin Anne Helm (36) empört: „Die Rede war eines Alterspräsidenten unwürdig und offenbarte ein Weltbild aus dem vorigen Jahrtausend.“

„Ich verstehe die Aufregung nicht, das sind doch alles Tatsachen“, so Wansner zur BPA. „Die Probleme brennen uns doch unter den Fingern, die kann man nicht verschweigen!“

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