Pokalspannung am Nikolaustag

Dez 5, 2023

Für die BR Volleys geht es am Mittwochabend (06. Dez um 19.30 Uhr) um den Einzug in das DVV-Pokalfinale. In der Runde der letzten vier Mannschaften kommt es zum Duell der beiden deutschen Champions-League-Vertreter und derzeit führenden Teams in der Bundesliga. Die neuformierte SVG Lüneburg ist wie die Berliner Titelverteidiger bestens in Form, sodass dem Publikum in der Max-Schmeling-Halle ein ebenso intensiver wie spannender Schlagabtausch bevorsteht.

Vier Mittelblocker im Kader, jedoch nur einer einsatzfähig – diese Situation trieb BR Volleys Trainer Joel Banks zuletzt Sorgenfalten auf die Stirn. Und gänzlich hat sich die Kopfhaut des 48-jährigen Briten noch nicht wieder geglättet, obwohl für das Pokal-Halbfinale auf leichte Entspannung der Personallage in der Netzmitte zu hoffen ist. Nachdem Cody Kessel beim 3:0-Bundesligaerfolg gegen Dachau am Wochenende auf der Position aushalf, meldet sich Nehemiah Mote zurück im Team. Allerdings hat der Australier, der aus familiären Gründen für eine Woche in die Heimat gereist war, erheblichen Trainingsrückstand. Gleiches gilt für Timo Tammemaa, der zuletzt wegen einer Wadenverletzung geschont werden musste, während Tobias Krick weiterhin mit den Folgen seiner Gehirnerschütterung zu kämpfen hat. Optimal sind die Voraussetzungen für den Vorjahresfinalisten also nicht und dennoch soll nun der letzte Schritt auf dem Weg zum Endspiel in Mannheim mit vereinten Kräften gegangen werden.

Dieses Ziel haben natürlich auch die Gäste aus Lüneburg, die nach Platz vier beim Bounce House Cup in dieser Saison erst ein Spiel verloren haben. Die im Vergleich zur Vorsaison stark veränderte Mannschaft hat sich schnell gefunden und eilt momentan von Sieg zu Sieg. Nicht nur in der Bundesliga wie beispielsweise beim 3:2-Erfolg gegen den VfB Friedrichshafen, sondern auch in der CEV Champions League sorgen die „LüneHünen“ für Furore. Sechs eindrucksvolle Punkte nach zwei Spielen stehen für den Neuling bei dessen Premiere in der Königsklasse zu Buche. Sowohl daheim gegen den tschechischen Vizemeister aus Budejovice (3:0) als auch auswärts beim spanischen Titelträger Las Palmas (3:1) trumpfte man stark auf. In den ersten DVV-Pokal-Runden ließ die SVG gegen Karlsruhe (3:0) und Bitterfeld-Wolfen (3:1) ebenfalls nichts anbrennen. Entsprechend breit dürfte die Brust des Teams von Coach Stefan Hübner sein.

Ein derartig erfolgreicher Saisonstart war nach dem gewaltigen personellen Umbruch in der Stammformation der Lüneburger nicht unbedingt zu erwarten. Große Lücken mussten beispielsweise durch die Abgänge von Joe Worsley und Jordan Ewert geschlossen werden. Doch einmal mehr stellten die Niedersachsen ihre Qualität bei der Kaderzusammensetzung unter Beweis: Der Mittelblock wurde mit den US-Amerikanern Blake Leeson und Matthew Knigge, derzeit der beste Blockspieler der Liga (17 Punkte), wuchtig besetzt. Im Zuspiel findet sich der Kanadier Maxwell Elgert immer besser zurecht und sein Landsmann Jesse Elser ist nicht nur neuer Kapitän, sondern auch einer der besten Aufschlagspieler der VBL. Der auffälligste Neuzugang im bisherigen Saisonverlauf ist jedoch Erik Röhrs. Der 22-jährige Nationalspieler, der mit der DVV-Auswahl im September die sensationelle Olympia-Qualifikation in Brasilien schaffte, trägt viel Verantwortung und ist hinter vier Diagonalspielern derzeit der punktbeste Außenangreifer der Bundesliga (85 Punkte). BR Volleys Regisseur Hannes Tille zeigt demzufolge Respekt vor dem Kontrahenten: „Lüneburg ist eine gute und variable Aufschlagmannschaft. Wir müssen also aus der Annahme heraus konzentriert spielen. Es wird darum gehen, die ersten Punktchancen zu nutzen. Wenn wir dann noch selbst gut aufschlagen, können wir das Match für uns entscheiden.“

Die letzten beiden Pokalduelle zwischen den Klubs verliefen hochspannend und sahen unterschiedliche Sieger. Während die Lüneburger das Halbfinale 2018/19 mit 3:2 gewannen, hatte das BR Volleys Team im Viertelfinale 2022/23 ebenfalls mit 3:2 und einem 27:25 (!) im Tiebreak das bessere Ende für sich. Zuspieler Tille war damals aufgrund einer Verletzung von Kapitän Angel Trinidad ganz frisch in die erste Reihe aufgerückt. Seitdem hat der 26-Jährige vielen Spielen seinen Stempel aufgedrückt und möchte das auch am Mittwoch tun: „Wir wissen um die Bedeutung der Partie und wollen daher alles reinhauen, um wieder in der SAP Arena dabei sein zu können!“ Genauso interessant ist die Ansetzung im anderen Semifinale, in dem die Helios Grizzlys Giesen auf die WWK Volleys Herrsching treffen.

Redakteur: Dirk Thomas Meerkamp (Chefredakteur)

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